Die neun Antarayas

Antarayas

Die neun Hindernisse im Yoga

Die Yoga Sutren von Patanjali sind eine der wichtigsten Schriften über Yoga. Sie wurden vor etwa 2500 Jahren von dem Weisen Patanjali in 196 Aphorismen aufgeschrieben und somit für die folgenden Generationen zugänglich gemacht. 

Patanjali hat die Lehre, die er in den Sutren beschreibt, nicht erfunden, denn Yoga ist so alt wie die Menschheit selbst. Er hat vielmehr die Traditionen und Lehren der Yogis der Vergangenheit in einer Art Handbuch für uns zusammengefasst. 

In den Sutren erklärt Patanjali im Detail den Weg hin zu Samadhi – dem Ziel des Yoga – die komplette Selbsterkenntnis. Ob für uns – moderne Yogis und Yoginis – Samadhi das Ziel unserer Yogapraxis ist oder nicht, ist natürlich jedem selbst überlassen. Der Weg des Yoga ist lang und streckt sich über viele viele Leben hin. Je nachdem wo wir gerade stehen, können wir natürlich ganz unterschiedliche Ziele mit Yoga verfolgen. Für viele ist es Stressbewältigung, mehr Gesundheit, ein stärkerer Körper oder mentale Stabilität. All dies sind positive Aspekte, die eine regelmäßige Yogapraxis in uns entwickeln oder hervorrufen kann.

Dieser Weg ist natürlich nicht immer leicht oder geradlinig, es gibt viele Hindernisse, denen wir als Yogaschüler*innen auf dem Weg begegnen werden.

Denn unabhängig davon, was unser Ziel ist, ist der Weg immer derselbe. Es gibt keine andere Möglichkeit, als zu üben und zu üben. Immer wieder, mit Disziplin, Achtsamkeit und vor allem regelmäßig und dauerhaft. Und gleichzeitig mit Freude an der Sache, denn sonst vergessen wir schnell, wozu das Ganze. 

Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Disziplin der entscheidende Punkt ist, der Yoga wirklich zum zentralen Drehpunkt meines Lebens gemacht hat. Diese Disziplin habe ich entwickeln können, indem ich geübt habe. Das bedeutet – gerade am Anfang ist es nicht leicht, dran zu bleiben. Denn wir brauchen Disziplin, um weiterzumachen – die Disziplin entwickelt sich aber erst parallel zu unserer Bemühung.

Und parallel zu unseren Bemühungen steigen auch die Früchte, die wir ernten können. Je mehr wir üben, umso mehr werden wir uns positiv verändern und weiterentwickeln können. 

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Um wirklich regelmäßig und intensiv zu üben und mehr und mehr von all den positiven Aspekten des Yoga profitieren zu können, brauchen wir also eine Menge Disziplin und Willensstärke. Die Frage ist, was können wir tun, wenn diese zwei manchmal da sind, und manchmal eben nicht?

Eine sehr gute Möglichkeit, die wir an dieser Stelle haben, ist uns selbst zu fragen, warum es uns schwer fällt. Was ist das Hindernis, das uns gerade davon abhält, zu üben? Um diese Frage besser beantworten zu können, hat Patanjali uns in den Yogasutren einen wunderbaren Wegweiser gegeben. Er hat im Sutra I.30 die Hindernisse auf dem Weg des Yoga aufgelistet, die 9 Antarayas:

व्याधिस्त्यानसंशयप्रमादालस्यविरतिभ्रान्तिदर्शनालब्धभूमिकत्वानवस्थितत्वानि चित्तविक्षेपस्ते ऽन्तरायाः || 1.30 ||

vyādhi-styāna-saṃśaya-pramādālasyāvirati-bhrānti-darśanālabdha-bhuumikatvānavasthitatvāni citta-vikṣepās te ’ntarāyāḥ || 1.30 ||

Die Hindernisse (Antaraya), welche den Geist (Chitta) zerstreuen und ihn dadurch vom Yogaweg abbringen können, sind Krankheit (Vyadhi), Apathie (Styana), Zweifel (Samshaya), Nachlässigkeit (Pramada), Faulheit (Alasya), Gier (Avirati), falsche Anschauung (Bhrantidarshana), Unfähigkeit, das Erreichte beizubehalten (Alabdhabhumikatva) und Unbeständigkeit (Anavasthitatva).

1) Vyadhi – Krankheit

Selbstverständlich ist ein gesunder Körper und Geist die absolute Grundlage für eine regelmäßige Yogapraxis.

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2)Styana – Mangel an Interesse und Enthusiasmus, Apathie, Stumpfsinn

Styana ist ein Zustand der Apathie, ein Mangel an Interesse und eine geistige Abwesenheit und Stumpfheit.

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3) Samshaya – Zweifel, Unentschlossenheit

Manchmal können es auch Zweifel sein, die uns vom Weg abbringen. Zweifel daran, ob Yoga überhaupt funktioniert oder Zweifel am Leben oder an uns selbst und unseren Fähigkeiten.

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4) Pramada – Nachlässigkeit, Unaufmerksamkeit oder Arroganz

Ohne volle Aufmerksamkeit begehen wir Fehler bei der Praxis oder lassen wichtige Dinge aus. Auch eine gewisse Arroganz, ein Gefühl, sowieso schon alles zu wissen oder zu können, sorgt dafür, dass wir in unserer Praxis nicht weiter kommen. Eine der wichtigsten Dinge, wenn wir etwas lernen, ist einen offenen Geist zu bewahren.

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5) Alasya – Faulheit

Alasya bedeutet der Trägheit – Tamas – nachzugeben und lieber auszuruhen, als an uns zu arbeiten.

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6) Avirati – Gier, Anhaftung, Befriedigung der Sinne

Avirati bedeutet, dass wir nicht in der Lage sind, unsere Sinne zu kontrollieren und deren Befriedigung der spirituellen Praxis vorziehen.

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7) Bhrantidarshana – Illusion, fehlerhafte Ansicht, Verblendung oder Fanatismus

Bhrantidarshana bedeutet, dass wir falschen Aussagen Glauben schenken und dadurch von unserem Weg abgelenkt werden. Wir lassen uns von den Aussagen anderer in die Irre führen und verlieren den Fokus.

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8) Alabdhabhumikatva – Nichterreichen einer Stufe, Unfähigkeit das Erreichte beizubehalten

Alabdhabhumikatva ist sehr spannend. Es bedeutet, dass wir nicht in der Lage sind, das bereits erreichte beizubehalten. Wenn wir zum Beispiel im letzten Jahr erfolgreich eine regelmäßige Praxis aufrecht erhalten haben, aber es dann haben schleifen lassen, konnten wir das bereits erreichte nicht aufrecht erhalten und somit nicht die nächste Stufe unserer Praxis erreichen.

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9) Anavasthitatva – Unbeständigkeit, Unstetigkeit

Anavasthitatva bedeutet dass wir ein bestimmtes Level an Fortschritt erreichen, aber es uns nicht gelingt, dies beizubehalten, da wir uns zu schnell und zu leicht ablenken lassen und immer wieder die Willensstärke und Disziplin verlieren.

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Was können wir also tun? In all den Hindernissen liegt gleichzeitig eine Erkenntnis über unser eigenes Verhalten und die Möglichkeit dieses Verhalten zu verändern, indem wir uns darüber bewusst werden. Das Bewusstwerden ist immer der erste Schritt und hilft uns, uns selbst zu reflektieren und uns dann weiterzuentwickeln.

Ich hoffe dir hat dieser Artikel gefallen und dass er dir helfen wird, deine Praxis und Disziplin beim Yoga und im Alltag immer mehr aufrecht zu erhalten und dich selbst besser zu verstehen, wenn es mal nicht ganz so klappt, wie geplant.

Alles Liebe

Deine Laura

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